Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung. Mit dieser zugegeben etwas robusten Einstellung wollen wir uns diese Woche auf den Weg machen - und zwar nicht nur auf den physischen, sondern auch auf den inneren Weg.
Der physische Weg führt uns an ein nicht ganz so bekanntes Gewässer Brandenburgs.
Der Krumme See im nördlichen Dahme-Spreewald soll durch abfließendes Schmelzwasser in der Weichsel-Eiszeit entstanden sein. Böse Zungen würden vielleicht sagen, es handele sich dabei doch nur um ein größeres Rinnsal.
Gewiss könnte dieser Eindruck entstehen, wenn man den See in einer Satellitenaufnahme betrachtet. Läuft man aber um ihn herum, wird man über seine wahren Ausmaße erstaunt sein. Er ist zwar schmal, schlängelt sich aber sehr, sehr lang durch die Landschaft und gleicht damit einem Fluss, der plötzlich in einer Sackgasse endet. Beliebt war der Krumme See gewissermaßen schon vor sehr langer Zeit. Archäologische Untersuchungen legen nämlich nahe, dass er schon in der mittleren Steinzeit besiedelt war.
Warum also nicht nach den vergangenen Feier- und Schlemmertagen mit einem ausgedehnten Spaziergang einen nicht ganz so prominenten Ort zwischen Schenkendorf und Bestensee entdecken? Wenn wir Glück haben, fällt unser Ausflug sogar auf einen sonnigen Tag. Haben Sie die
Lichteffekte in der kalten Jahreszeit schon einmal studiert? Die Sonne fällt sehr flach in die Landschaft, wird eigenwillig gestreut und erzeugt ein magisch-fremdartiges Zwielicht. Wenn sich das Ganze noch im Wasser eines Sees spiegelt, gibt das sicher gute Fotomotive her (
vielleicht auch Material für unseren MAZ-Leserfotowettbewerb?), zumindest aber wunderschöne Eindrücke.
Doch was, wenn es grau und düster ist, ja, wenn es zwischendurch sogar nieselt? Hier kommen wir zum robusten Teil unserer Empfehlung. Gut in unseren dicken Mantel und unsere Regenjacke eingehüllt, lässt sich sogar diesem Wetter etwas abgewinnen. Achten Sie doch einmal auf die verschiedenen Abstufungen von Grau, Grauschwarz und Weiß, durch die zwischendurch mal ein Schwarm Vögel zieht. Und wie wirkt das Wasser bei Regenfall oder wenn es vom Wind immer wieder unruhig wird? Sie sehen, dass unsere herausfordernde Wanderung zur kalten Jahreszeit auch zu einer Schulung der Wahrnehmung werden kann.
Damit bin ich schon bei meinem zweiten Anliegen, dem inneren Weg. In gewisser Weise haben uns alle die vergangenen Monate, ja Jahre auf einen inneren Weg geführt. Die bisher für keinen von uns dagewesene Situation einer Pandemie zwang uns immer wieder, uns auch mit uns selbst auseinanderzusetzen. Hier nicht die Geduld zu verlieren, fällt ehrlich gesagt auch mir schwer.
Man kann die keineswegs rosige Zeit aber auch nutzen, um einmal bei sich selbst aufzuräumen. Nicht nur wörtlich in der Wohnung, sondern mit dem eigenen
Gefühlshaushalt.
Warum eigentlich machen mich bestimmte Einschränkungen wütend? Dumme Frage, sagen Sie jetzt vielleicht. Natürlich weil ich nicht ausgehen, mich nicht mit so vielen Leuten treffen kann, wie ich will, oder weil meine schönen Reisepläne zertrümmert wurden.
Aber ist das der eigentliche Grund? Will und brauche ich all diese Dinge wirklich - oder fällt
pandemiebedingt nur etwas weg, womit ich mich eigentlich nur recht äußerlich definiere? Trifft Ersteres zu, ist das völlig in Ordnung. Dann habe ich erkannt, dass mir bestimmte Dinge wirklich wichtig sind und ich sie weiterhin pflegen, ja vertiefen sollte. Stimmt aber Letzteres, habe ich mich bisher eher
Erwartungen angepasst und gar nicht meinen eigenen Bedürfnissen entsprochen.
Vielleicht sollte ich jetzt etwas suchen, was wirklich mit mir zu tun hat. Anregungen für
neue Entdeckungen und damit auch Wege zu sich selbst
bieten auch unsere Newsletter. Und wie immer ist der Ausflug der Woche die erste Gelegenheit, neue Seiten an sich selbst zu entdecken.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Ihr
Rüdiger Braun
MAZ-Autor