Liebe Leserinnen, liebe Leser,
im Radio haben sie von einem
Bombenfund gesprochen, und weil ich diese Meldungen schon kenne, in denen dann
die Bombe meist in Potsdam liegt und die
Entschärfung mir den Weg in
mein Büro bei der MAZ verbaut, habe ich gezuckt. Beim Wort “Bombe” zucke ich nicht deshalb, weil sie den Weg zum Arbeitsplatz versperrt, sondern weil ich Eltern habe,
die den Krieg erlebten. Aus der Gegenwart betrachtet hat ein Bombenfund für mich nicht mehr den maximalen Schrecken, auch wenn sie vorm Büro liegt, denn ich arbeite im
Homeoffice.
Aber dann, als sie das Wort vom “Bombenfund” im Radio ausgesprochen hatten, folgte nirgendwo ein “Potsdam”, denn es ging hier um Templin, gelegen in der
Uckermark. Die Bombe aus dem
Zweiten Weltkrieg lag am Sportplatz der Stadt. Und gleich sprang etwas an in meinem Kopf, ein
Projektor, der mir das kleine Stadion vor Augen hielt. Es ist ein Idyll, weit entfernt von einem
Hexenkessel, ein Wort, das ich mit einem Stadion sonst verbinde. Der Sportplatz ist, in meiner blumigen Erinnerung, von Bäumen umstanden, nur einen Steinwurf vom
Templiner Stadtsee entfernt, und wer beim Fußball auf dem Sportplatz hoffnungslos zurückliegt, 0:4 in der 78. Minute, packt die Sachen und wechselt die Sportart. Geht rüber zum See, springt hinein, schon ist das 0:4 vergessen. Ich verkläre das Templiner Stadion zu einem weiten Feld. Einem der
unbegrenzten Möglichkeiten.
Die Entschärfung der Bombe klappte problemlos. Und mir war klar, ich muss mal wieder nach Templin. Es gibt wenige
Städte in Brandenburg, die mir besser gefallen. Zumal ich sonst bei meinen Ausflügen nicht in die Städte fahre, sondern
aufs Land.
Aufs Dorf. Meine Urlaubsfantasien liegen gerne dort, wo die
Landkarte nur wenig zu erzählen hat, wo sie ein Kirchlein, ein Bächlein und ein Häuslein markiert. Ja, für meine
Urlaubsplanung ist die Endung “-lein” sehr wichtig.
Und plötzlich
fiel mir Merkel ein. Und die
Kartoffelsuppe. Das sind, nach dem Sportplatz, meine zweiten Gedanken zu Templin. Wo man
Kartoffelsuppe kocht, da lass dich nieder… So klang das immer, wenn
über Merkel und ihre Datsche geschrieben wurde. Ich kenne diese
Datsche nicht, bin mir aber sicher, dass es keine
echte “Datsche” ist, denn dieses Wort steht jedenfalls in meinem Leben für ein Feldbett, zwei Herdplatten und
ein paar Rosen vor dem Fenster.
Wenn ich Ihnen in diesem Newsletter eine Tour durch Templin und sein Umland vorstelle, dann muss ich einräumen, dass sie nicht an Merkels Datsche vorbeiführt. Weil ich nicht weiß, wo diese Datsche liegt. Genau genommen könnte der Weg also doch an diesem Häuschen vorbeiführen, ohne dass ich eine Ahnung davon hätte.
Diese Tour ist keine
Wallfahrt, um Angela Merkel zu gedenken. Doch ich finde das
keine schlechte Geste, nach ihrem Abschied aus dem Kanzleramt zu schauen, wo sie groß geworden ist und wo sie jetzt eventuell viel häufiger Kartoffelsuppe kocht. Geboren ist sie jedenfalls in Hamburg, der Stadt, die man mit
Olaf Scholz verbindet. Doch der kam
in Osnabrück zur Welt. Wie gesagt: Mich zieht es auf Ausflügen in die kleinstmögliche Maßeinheit, in diesem Falle spricht das deutlich für Templin und gegen Hamburg. Auch gegen Osnabrück.
Ich persönlich ging mal auf die Schule, auf die der Bundespräsident Karl Carstens (Amtszeit von 1979 bis 1984) ging. Carstens war nicht bekannt für das
Kartoffelsuppekochen, sondern dafür,
emsig durchs Land zu wandern. So gesehen war mein Weg, den Newsletter “Raus aufs Land” zu schreiben, vorgezeichnet.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Ihnen!
Herzliche Grüße,
Ihr Lars Grote
MAZ-Autor