Er läutet den Winter ein, schmeckt eigentlich nur, wenn es draußen knackig kalt ist, ist für einige fiese Kater am nächsten Morgen verantwortlich und es gibt ihn vermutlich länger als Weihnachtsmärkte: Glühwein schmeckt nicht nur gut, er hat auch eine lange Geschichte. So wurde bereits im alten Rom Gewürzwein getrunken, damals allerdings noch kalt. Das älteste erhaltene Kochbuch der Welt, das Kochbuch des Apicius, ist 2000 Jahre alt und enthält ein Rezept für Gewürzwein, dem Conditum Paradoxum, der dem heutigen Glühwein recht nahe kommt. Hierbei wurde Honig mit Rotwein eingekocht und folgende Gewürze hinzugefügt: Pfeffer, Mastix, Lorbeerblätter, Safran, geröstete Dattelkerne und Datteln. Zum Schluss wird die Mischung mit zusätzlichem Wein verdünnt – fertig ist der Gewürzwein aus dem 3. Jahrhundert.
Die ganzen Gewürze wurden früher vor allem eingesetzt, um den sauren Wein schmackhafter und länger haltbar zu machen. Außerdem sah man auch einen gesundheitlichen Nutzen in Gewürzweinen – ohne den Wein haben etliche Gewürze tatsächlich eine wohltuende Wirkung. Doch gerade feine ausländische Gewürze waren früher kaum bezahlbar. So konnte Conditum Paradoxum lange Jahre ausschließlich von gutbetuchten Bürgern getrunken werden und war ein wahres Angebergetränk.
Heute gibt es unzählige und erschwingliche Variationen. Bei der Mixtur sollte auf Qualitätsweine geachtet werden: „Die Basis für einen wohlschmeckenden Glühwein ist ein guter Rot- oder Weißwein, vorzugsweise aus den heimischen Weinregionen. Deutsche Weine sind von Natur aus sehr fruchtbetont und benötigen von daher nur noch wenig würzende Zutaten“, erläutert Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI). Bei einem roten Glühwein würden sich Spätburgunder, Dornfelder oder Portugieser anbieten, da sie mit den Gewürzen gut harmonierten. Auch Trollinger, Merlot, Zweigelt oder Montepulciano eignen sich gut.
Beim Mixen des Glühweins sollten nicht zu viele Gewürze auf einmal verwendet und obendrein vorsichtig dosiert werden: Zu viel Gewürznelke macht den Glühwein ungenießbar, so ein Tipp des Deutschen Weininstituts. Auch Zimtstangen, Sternanis und Piment können bei zu hoher Konzentration die Fruchtaromen des Weins überdecken. Auch beim Süßen sollte man lieber zurückhaltend sein, sagt Büscher: „Wer bereits lieblichen Wein verwendet, braucht häufig nicht mehr viel Zucker oder auch Honig“. Weitere beliebte Gewürze sind: Nelken, Vanilleschoten, Kardamom, getrocknete Orangenschalen, Ingwer, Koriandersaat, Wacholderbeeren, Fenchelsamen, Lorbeerblätter oder Muskat.
Beim Erwärmen des Glühweins sollte man darauf achten, dass er nicht zu stark erhitzt wird oder gar siedet. Ansonsten würden die filigranen Fruchtaromen verloren gehen. „Ab einer Temperatur von 78 Grad Celsius entweicht zudem der Alkohol. Nach dem ersten Erhitzen kann der Glühwein ruhig ein paar Stunden ziehen, vielleicht sogar über Nacht, damit sich die Aromen voll entfalten“, so Büscher. Im Anschluss wird der Glühwein durch ein Sieb gegossen, damit die Gewürze beim Trinken nicht stören. Alice Mecke und Jessica Schantin